Suche nach Praktikum und Ausbildungsplatz

Konrektor Thomas Hendler, Mutter Jacqueline Ruf und die Schüler Alesia Hysenaj, Patrick Caracciolo sowie Hristo Angelov (von li). (Foto: Arbeitskreis SchuleWirtschaft Dachau/Riffert)

Schüler aus der achten Klasse der Mittelschule an der Anton-Günther-Straße in Dachau und eine Mutter schildern ihre Erfahrungen bei der Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen

»Also, einfach war es nicht. Ich habe mit meiner Tochter mitgezittert, bis sie einen Ausbildungsplatz gefunden hat«, sagt Jacqueline Ruf, die als Schulbegleiterin an der Mittelschule an der Anton-Günther-Straße arbeitet. Ihre Tochter Joana hat hier im letzten Jahr den Qualifizierenden Schulabschluss erlangt. Kurz vor Schuljahresende war sie noch immer auf der Suche nach einem Praktikumsplatz. In einer Arztpraxis konnte sie schließlich Berufsluft schnuppern und dort auch ihre Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten beginnen. Wegen der Corona-Regeln war es für Joana lange kaum möglich, Praktika zu absolvieren.

Das bestätigt auch der Konrektor der Mittelschule an der Anton-Günther-Straße, Thomas Hendler. Der engagierte Pädagoge ist an seiner Schule für den Kontakt zu Unternehmen

zuständig und aktiv im Arbeitskreis SchuleWirtschaft Dachau. »Die letzten beiden Jahre waren schwierig. Es gab eine Zeit lang die Vorschrift, dass ab einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 100 die Betriebe keine Praktikanten mehr beschäftigen durften. Dadurch fehlt vielen die Erfahrung im Wunschberuf«, berichtet Konrektor Hendler.

Bewerben mit einem Klick

Einfach ist die Suche nach einem Praktikum wegen Covid leider immer noch nicht. Diese Erfahrung hat auch Hristo Angelov gemacht. Er besucht die achte Klasse der Mittelschule an der Anton-Günther-Straße. Nach dem Schulabschluss möchte er gern eine Ausbildung zum Bürokaufmann beginnen. Hristo hatte auch schon einen Praktikumsplatz gefunden. Voller Freude erschien er am ersten Tag im Anzug bei der kleinen Firma. Doch dann waren der Chef und weitere Mitarbeiter in Quarantäne, so dass sich niemand um ihn hätte kümmern können. Also wurde Hristo zurück in die Schule geschickt. Jetzt sucht er wieder eine Praktikumsplatz: »Ich habe mir gestern die Seite Bildungsnavi.org angeschaut und mit einem Klick eine Bewerbung abgeschickt«, berichtet er.

Seine Klassenkameradin Alesia Hysenaj hat bereits Praxisluft im Büro gesammelt. »Ich habe mich bisher nicht sehr für die Arbeit am PC interessiert. Seit ich im Praktikum war, weiß ich, wie wichtig das ist und mache jetzt mehr im Fach Wirtschaft«, betont sie zielstrebig. Patrick Caracciolo, der mit den beiden die achte Klasse besucht, hat in einem Autohaus erste Praxiserfahrungen gesammelt. »Ich habe einen Tag lang Autoreifen getragen. Das war ziemlich anstrengend, aber wichtig«, schmunzelt er. »Und dann habe ich bei der Beratung und im Verkauf dabei sein können. Das war sehr interessant.« Sein Berufsziel steht seither jedenfalls fest: »Ich möchte Automobilkaufmann werden.«

Berufspraktika verändern Jugendliche

Junge Menschen veränderten sich durch die Berufspraktika, erklärt Thomas Hendler. »Danach wissen sie, worum es geht und sie haben ein Ziel vor Augen«, weiß der Konrektor. Allerdings hätte die lange dauernde Corona-Pandemie einige Änderungen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bewirkt. Vor Corona war den Achtklasslern nach ein bis zwei Praktika klar, was sie werden wollten und sie bewarben sich bereits für das übernächste Ausbildungsjahr. »Mittlerweile merke ich, dass die Schüler generell nicht mehr dieses langfristige Denken haben, weil sie zu oft erleben mussten, dass dann doch alles anders gekommen ist.« Absolventen bewerben sich oft kurzfristig in der Hoffnung, dass sie in drei Monaten einen Ausbildungsplatz finden könnten. »Die Unternehmen sind nun in der Pflicht, sich auf diese andere Generation einzustellen und ihnen Perspektiven zu bieten. Vor allem müssen sie als ersten Schritt Praktika anbieten, am besten über das regionale Bildungsnavi.« (rif)